Energieberg Seehausen vs. Berg der biologischen Vielfalt Seehausen
Leipzig, 20.12.2023
Auf der Mülldeponie in Leipzig-Seehausen wurde jahrzehntelang der Abfall der Stadt Leipzig abgelagert. Ein großer Berg entstand – heute Leipzigs höchste Erhebung. Nach der Stilllegung der Deponie wurden Kompensationsmaßnahmen durch Aufforstungen durchgeführt, die frühere Eingriffe in die Natur ausgleichen sollten, und ein „Vorranggebiet für Walderhalt“ im Regionalplan ausgewiesen. Im Laufe der letzten 25 Jahre entwickelte sich mannigfaltiges Grün und ein naturschutzwürdiger Lebensraum mit einer dokumentierten herausragenden und schützenswerten Artenvielfalt.
Dies soll nach dem Willen der Stadtverwaltung und des aktuellen Stadtrates für eine großflächige Freiflächen-Photovoltaikanlage-Anlage zerstört und dabei insgesamt ca. 8 ha Wald gerodet werden. Das Projekt ist unter dem Namen „Energieberg Seehausen“ in Planung.
Für die Anwohner in Leipzig-Seehausen ist das fatal: Sie leben in einem Umfeld, das geprägt ist durch riesige flächenversiegelnde Gewerbegebiete, Autobahn, Bundesstraßen, nächtlichem Flugverkehr und schlechter Luftqualität. Ein lebenswertes, gesundes Umfeld ist das nicht. Für den Wohlstand der Stadt Leipzig tragen die Anwohner erhebliche Lasten und werden dennoch völlig vergessen bei der Gestaltung und Entwicklung ihres Lebensumfeldes.
Während des laufenden Deponiebetriebs wurde wiederholt fest zugesagt, das Gelände nach Einstellung der Nutzung für die Abfallentsorgung zur Naherholung zu entwickeln und somit den Anwohnern etwas für die langjährigen erheblichen Belastungen zurückzugeben. Mit den staatlich geförderten Kompensationsmaßnahmen auf der Deponie wurde vor vielen Jahren die Umsetzung begonnen, ein entsprechendes Nachnutzungskonzept erstellt und die Fläche als Grünfläche und Vorranggebiet Walderhalt ausgewiesen. Ein Naherholungseffekt ist auch jetzt schon, wo das Areal noch nicht betreten werden darf, durch die lebendige Natur mit ihrer Außenwirkung gegeben.
Diese Zusage soll nun gebrochen werden, die Anwohner fühlen sich von der städtischen Politik hintergangen.
Aber nicht nur für die Anlieger ist der Erhalt dieses Grün- und Lebensraumes wichtig.
Letztlich geht es um das Stadtklima für alle Leipziger und ebenso um unser aller natürlicher Lebensgrundlagen.
Die Stadt will stattdessen die Naturfläche zugunsten eines Energiewende-Symbolprojektes opfern und würde damit dem Klimaschutz einen Bärendienst erweisen. Das Bundesamt für Naturschutz führt 2022 folgende Tabuflächen für PV-Anlagen auf:
– Flächen für natürliche Klimaanpassungsmaßnahmen
– Gebiete mit Populationen geschützter und seltener Arten des Offenlandes
– Biotopverbundflächen
Das ist keine zukunftsfähige Politik. Es gibt riesige versiegelte Flächen in Leipzig,
insbesondere um Seehausen. Dorthin gehören Photovoltaik-Anlagen! PV-Anlagen eignen sich als Überdachung von Großparkplätzen wie an der Neuen Messe, auf Dächern von Logistikhallen, als Zweitnutzung versiegelter Fläche.
Wir brauchen den intakten Lebensraum auf der ehemaligen Deponie. Er leistet für Seehausen und Leipzig einen unersetzliche Beitrag für den Gesundheits-, Luft- und Lärmschutz, Klimaschutz, für die Artenvielfalt und für unsere Lebensqualität insgesamt.